Entscheiden Mann oder Frau da unterschiedlich?
Meine persönliche Entscheidung ist völlig eindeutig für die Kochbücher und das Blättern können! Mit Lesezeichen, eigenen Anmerkungen und auch ein paar Flecken, weil das Buch beim Kochen dabei ist.
Aber ich bin auch ehrlich und gestehe, dass ich einige – geschätzte 35-40 Kochbücher besitze. Und wie viele Meter Kochbücher stehen in ihren Regalen? Haben Sie auch eine ganze Sammlung im Laufe der Jahre zusammen getragen? In unseren Jahrgängen (so um 1960) gibt es auch bei vielen noch das Faible für gedruckte Zeitschriften. Von denen gibt es dann auch noch jahreszeitliche oder thematische Sonderhefte. Da muss schon das eine oder andere Regal vorhanden sein um all diese Rezepte und Kochbücher zu verwahren. Und wie ist das, vielleicht schauen Sie auch noch Kochsendungen? Ich ja zum Glück nicht. Wie schaut es aber mit Rezepten aus dem Internet aus? Meinen Mann ertappe ich immer wieder dabei, dass er, trotz 1,672 Metern Kochbüchern in unseren Regalen doch tatsächlich mit dem Laptop in der Küche steht und nach einem online-Rezept kocht! Mach ich nicht! Ich verlasse mich da lieber auf die schreibenden Experten. Kochexperten gibt es ja mittlerweile wie Sand am Meer. Im TV, im Internet und in tonnenweise Zeitschriften.
Jetzt könnte man erwarten, dass bei soviel geballter Expertise in Form von Kochbüchern und anderen Medien die deutschen Bundesbürger tatsächlich wieder mehr selber kochen statt sogenanntes „Convenience Food“ zu kaufen oder sich von Fast-Food-Ketten bis zum Sterne-Restaurant verpflegen zu lassen. Aber dem ist nicht so. Außer jetzt gerade durch Corona, wo wohl 30% angeben, mehr wieder selber zu kochen. Dabei drängt sich mir immer die Frage auf, ob eine Fertig-Pizza im Ofen erwärmen oder eine Dose Eintopf zu öffnen und zu erwärmen schon als selber kochen zählt? Ist es nicht paradox: so viel Expertentum und doch stehen in den Kühlregalen der Supermärkte immer noch die Plastikflaschen mit fertigem Pfannkuchenteig?! Irgendetwas läuft hier doch falsch, oder? Aber ich schweife ab. Ich wollte hier ja verraten, welche Kochbücher ich tatsächlich auch benutze und hilfreich finde.
Also, wenn ich ganz ehrlich bin benutze ich von den 1,672 Metern Kochbüchern regelmäßig genau 3 – ja DREI. Wenn ich denn überhaupt ein Rezepte oder Nachschlage Werk brauche. Aber ohne diese 3 Kochbücher geht es auch nicht auf Dauer. Und hier die gute Neuigkeit: Ich verrate jetzt und hier welche diese Unentbehrlichen 3 sind!
- Das olle abgenutze „Elektrische Kochen“ von 1983 in der 42. Auflage – Dieses Kochbuch habe ich während meiner Ausbildung zur Hauswirtschafterin in den 80er Jahren bekommen und mit weiteren Rezepten vollgeschrieben. Mittlerweile gibt es die 56. Auflage (!!!) dieses Buches als „das blaue Kochbuch„. Das Buch ist völlig unspektakulär aber mit allen lebensnotwendigen Grundrezepten von Pfannkuchenteig bis zum klassischen Dresdner Christstollen. Geordnet ist das Buch nach Kategorien von Suppen, Soßen, Vorspeisen, Fleischgerichten über Grillgerichte bis hin zu Getränken und Vorratshaltung. Das besondere ist, dass eben auch allgemeine Tipps gegeben werden, ob etwas in den kalten oder vorgeheizten Ofen muss. Was man tut, wenn etwas nicht richtig fest wird oder wie man eine Kruste knusprig bekommt. Halt Dinge, die man lernen würde, wenn man eine Lehre macht. Alles grundsolide und ohne jeden Schnickschnack. Es unterscheidet sich von allen anderen meiner Kochbücher aber auch darin, dass es als einziges einen privilegierten Platz in der Küche hat und auch mit nicht ganz sauberen Fingern angefasst wird.
- Die kilo-schwere Waffe: „Culinaria“ Könemann 2004 – in diesem Schwergewicht ist ganz Europa mit seinen landes typischen Speisen und Getränken auf 634 Seiten versammelt. Es startet in England, geht über Finnland in die ehemaligen Sowjetunion bis in die Türkei. Alle Klassiker Europas in einem Kochbuch. Das darf dann auch mal etwas mehr wiegen. Hier kann ich nachschauen welche Fleischstücke die Engländer aus dem Rind schneiden. Wie echter schottischer Haggis zubereitet wird. Was Finnen mit Krebsen machen. Verschiedene Pelmeni-Rezepte nachschauen aber auch im Kapitel Deutschland nachlesen, was typisch für welche Apfelsorte ist. Oder mal schnell nachgucken, welche Käsesorten ich für ein richtiges Schweizer Käsefondue brauche. In diesem Nachschlagewerk sind nicht nur Rezepte, sondern auch sehr viel Warenkunde und Beschreibung von handwerklicher Tradition enthalten. Auch wenn es mir immer ein wenig wie Hanteltraining vorkommt dieses Schwergewicht aus dem Regal zu wuchten so wird es doch recht häufig mal eben zu Rate gezogen, ganz ohne Strom und Internet finde ich hier so gut wie alles!
- Das lyrische „Das Wintertagebuch“ von Nigel Slater, Dumont 2017 – fast zu schön um ein Kochbuch zu sein. Der Engländer Nigel Slater ist mein absoluter Lieblingsautor, weil er einfache und tolle Rezepte kreiert. Und weil er so wundervoll schreiben kann! Zu Beginn des Buches erzählt Slater erst einmal über den Winter. Warum er diesen so mag und was diese Jahreszeit für ihn ausmacht. Ein kleines Zitat zur Veranschaulichung. „Ich habe glückliche Erinnerungen an Feldflaschen mit warmen Getränken auf kalten Spaziergängen, an Winterpicnics mit zuckerverkrusteten Zimtbrötchen und heißen Kaffee. Und trotzdem haben wir noch einen weiten Weg vor uns, bevor wir den Winter so sehen wie unsere nordischen Nachbarn.“ Ich gebe zu, die Rezepte in diesem Lesebuch dienen mir mehr nebenbei als Anregung. Aus welchen Zutaten ich mal wieder etwas eigenes zaubern könnte. Aber genau so möchte Nigel Slater seine Bücher auch am liebsten verstanden wissen: als Ideenreservoir, nicht als Vorgabe an die man sich sklavisch zu halten hat. Wahrscheinlich liegt mir seine Art des Umgangs mit den Nahrungsmitteln einfach: Schauen, was die Jahreszeit und der Vorrat hergibt und daraus eine ganz eigene Kreation machen. Um nach dem Essen weiter in diesem wundervollen Buch zu versinken für den nächsten kulinarischen Winterexkurs. Immerhin ist das Buch auch ein sinnlicher Genuss: in Leinen gebunden, mit sparsamen schönen winterlichen Aufnahmen von Nigel Slater und Jonathan Lovekin. Sorry – ich gerate immer ins Schwärmen bei diesem Buch …
So. Das waren meine unentbehrlichen 3 aus der Fülle meiner Kochbücher. Natürlich kommen auch ab und an mal das eine oder andere der im Regal geduldig wartenden Kochbücher zum Zuge. Aber diese sind tatsächlich auch welche, die ich meinen Lesern ans Herz legen kann.
Noch eine kleine Geschichte zum Abschluss: Das Buch “ das Elektrische Kochen“ habe ich neulich in der 43. Ausgabe gebraucht erstanden und meinen Freunden als Nachschlagewerk geschenkt. Warum nicht die aktuelle Ausgabe? Weil die Auflagen immer wieder modernisiert werden und ich gerade die alten und typischen Rezepte so schön finde. Alles andere finden wir ja ständig und überall … Und nun bin ich neugierig, wie meine Leser es denn so mit Kochen und den Kochbüchern halten?
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