Vor Corona hieß es für mich im Februar immer: Urlaub in Schweden, genauer im hohen Norden in Schwedisch Lappland. Schnee, Eis und Kälte satt und manchmal auch Nordlicht!
2021 sollte das eigentlich wieder so sein. Aber erstens kommt es anders und zweitens als du denkst. Micha musste die Reise bei seinen Gästen wegen Corona wieder absagen. Die Infektionszahlen die uns tagtäglich und immer präsent begleiten ließen keine Planung zu. Fliegen wurde zum Vabanque- Spiel da sämtliche Flugverbindungen mehrfach verschoben wurden und oft die Anschlussflüge nicht mehr erreichbar waren. Am Ende: alles absagen. Zu vieles einfach nicht mehr plan- und durchführbar. Und so wird dieser Beitrag eine ungewöhnliche Mischung sein: der Text handelt von der Corona Pandemie und die Fotos sind aus Lappland im Winter. Über die Pandemie gibt es schon wenig genug erfreuliches, da darf der Artikel doch mit ein paar schönen Fotos Akzente bekommen, oder ?
Wo stehen wir denn nach diesem ungewöhnlichen Jahr?
Wie geht es einem so nach diesem ersten Jahr eines Ereignisses, welches die ganze Welt und auch viele ganz persönlich kräftig beutelt? Das Selbstverständlichkeiten plötzlich grundsätzlich in Frage stellt? Welches schlecht bezahlte Berufe wie in der Pflege und der Landwirtschaft von heute auf morgen wieder als „systemrelevant“ einordnet, ohne deren Bezahlung oder Ansehen im gesellschaftlichen Kontext zu verbessern. Und umgekehrt Hochtechnologie wie neue Flugzeugtechnik oder Heerscharen von hoch bezahlten Marketing- und Werbefachleuten oder gar Autobauer in die Kurzarbeit geschickt werden, weil genau hier keine Lebensnotwendigkeit, sorry Systemrelevanz, attestiert werden kann? Wenn Milliarden von Euro mit einem Federstrich Großkonzernen wie Karstadt oder Lufthansa genehmigt werden – während Kleinunternehmer zwar vollmundig Unterstützungszusagen bekommen, diese dann aber entweder administrativ kaum umgesetzt werden können? Und wenn überhaupt erst Monate später ausgezahlt werden. Oder wegen nachträglich festgestellter Nicht-Konformität mit EU Regeln wieder zurückgefordert werden? Und wenn im Unternehmen wie Daimler und Siemens zwar Kurzarbeit beklagen, aber im nächsten Atemzug von Rekordgewinnen berichten ….
Wenn um mich herum plötzlich Menschen von Einschränkungen der in der Verfassung garantierten Freiheitsrechten faseln, nur weil sie Mund und Nase mit einem kleinen Stückchen Stoff bedecken sollen? Womit aber mit hoher Wahrscheinlichkeit verhindert werden kann, dass Hunderte von anderen Menschen möglicherweise mit einem Virus infiziert werden, welches sie schlimmstenfalls sterben lässt aber zumindest das Krankenhauspersonal an die Grenzen ihrer physischen und psychischen Belastbarkeit bringt. Diese Situation wird dann womöglich noch mit den Zuständen des NS Regimes verglichen. Wenn Menschen nicht bereit sind, um Ihre Mitbürger zu schützen, ihr Recht auf Reisefreiheit einzuschränken, und sei es auch nur zeitlich begrenzt? Nun wie soll es mir da gehen? Ich verstehe die Reaktionen von diesen Menschen nicht. Ich verstehe sie ganz und gar nicht!
Und wie es mir persönlich geht?
Ich beklage mich nicht. Ich kann zum Glück meinen neuen Job den ich im Februar 2020 angefangen habe, noch ausüben. Zwar nur virtuell und vom Rechner aus, aber es geht. Wir sind bisher gesund geblieben da wir unsere Kontakte komplett eingeschränkt haben. allerdings betrachte ich uns als durchaus privilegiert denn wir wohnen auf dem Dorf in schöner Umgebung und mit einem Garten. Dieser allein bietet schon Erholung. Micha ist mit seiner fotografischen Selbständigkeit leider komplett auf null gebremst worden: keine Reisen und Workshops möglich. Er kann nur weiterhin seine zauberhaften Landschaftsaufnahmen machen und einige kleine sinnvolle Zubehörprodukte für Fotografen selbst entwickeln und herstellen. Allerdings fallen natürlich auch sämtliche Fachmessen und Fotoevents weg um diese Produkte den Kunden zu präsentieren. Aber wir haben eine Wohnung, einen Garten, können uns leckeres Essen kochen und Lesen. Außerdem haben wir den tollsten Irish Terrier der Welt, der und mit seinem Eigensinn immer wieder zum Lachen bringt. Wir können online mit unseren Freunden quatschen und uns dabei sogar Grimassen schneiden oder gar Doppelkopf spielen.
Wie es uns geht? Es ist alles anders. Man muss improvisieren und die Ruhe bewahren. Und man sollte versuchen, die Menschen, denen es weniger gut geht als uns, zu unterstützen wo immer es geht: moralisch, mit alltäglichen kleinen Hilfeleistungen oder auch finanziell. Was macht es da schon, wenn Schweden dieses Jahr nur in der Erinnerung stattfindet! Wir wahren einfach die Verhältnismäßigkeit und sind zufrieden.
4 Comments
Hi Birgit,
dein Beitrag und insbesondere die Bilder haben auch bei mir wieder die Erinnerungen an 2017 geweckt, als ich euch für eine Woche dort oben begleiten durfte.
Seelisch zehre ich nach wie vor von den Eindrücken, die ich dort erhalten und empfinden durfte.
Ich würde mich sehr freuen, wenn es uns gelänge, noch einmal eine solche Tour gemeinsam zu erleben.
Liebe Grüße aus Bielefeld
Reinhard
Lieber Reinhard,
Ich bin sicher, dass sich noch Gelegenheiten ergeben, in dieser wunderschönen Gegend herumzustrolchen…
Guten Morgen, was für wunderschöne Fotos. Herzlichen Dank für die kleine Reise. Der Beitrag ist fast schon eine Antwort auf meinen heutigen Beitrag. Na wir ergänzen uns heute ein wenig. Auch wenn unsere Februarziele völlig verschieden sind. Ich freue mich übrigens über diesen neuen Blog.
Liebe Grüße Tina
Liebe Tina,
You made my day! Da hast Du Dich doch getraut und mir den ersten Kommentar in meinem Blog geschenkt. Ich denke, du weisst genau, wie sehr man sich darüber freut und ich sage deswegen ein ganz herzliches DANKE.
Ja, die Zeiten sind in der Tat merkwürdig und wir Menschen werden unsanft daran erinnert, dass wir eben nicht einfach die Erde immer weiter nur benutzen und ausbeuten dürfen…wir müssen wieder einen ganz anderen Umgang mit ihr finden und dabei sicher auch auf bisher so selbstverständliches oder angenehmes verzichten. Das wird eine riesige und schwere politische Aufgabe…
Aber die besten Innovationen und Veränderungen geschehen meist wenn der Druck hoch ist….
wünsche Dir weiter eine gute Woche und schön, dass Du nordisch-grün gefunden hast.