Sie ist alt. Nein, nicht so alt wie ich, denn um ein „Digital-Nativ“ zu sein bin ich ich doch tatsächlich zu voreilig und zu früh auf diese Welt gekommen. Aber sie ist doch deutlich dem Teenager Alter entwachsen, diese Beziehung mit ihren über 25 Jahren. Somit begleitet diese Beziehung mich schon länger, als meine persönlichen Beziehungen die ich in diesem Leben hatte! Sollte mir das zu denken geben? Nö.
Aber diese Beziehung ist schon eine ganz wertvolle und besondere. Sie stellt gerade in dieser Zeit von Corona noch einmal klar, dass es OHNE sie doch schwierig geworden wäre: meine berufliche Arbeit, die Lieferungen von allem Wichtigen was man so braucht (Bücher, Lebensnotwendiges von ebay uvam), unsere Doppelkopfrunde die auf digitales Spielen verlegt wurde, die Hochzeitsfeier von Freunden die überaus erfinderisch als digitales Kochevent stattfand und über 4 Stunden dauerte und last but not least auch die Erstellung eben dieser Webseite. Das alles ist nur durch diese stabile und zuverlässige Beziehung möglich!
Aber ein bisschen zurück, wie habe ich diese tolle Beziehung überhaupt aufbauen können? Was ist notwendig, dass sie beständiger als reale Beziehungen zu sein scheint? Nun, sie war immer flexibel und passte sich jeder veränderten Situation an, das kann ich im Nachhinein schon mal feststellen. Unsere Anfänge waren nicht sonderlich aufregend, eher eine Zweckgemeinschaft auf beruflicher Ebene die sich einfach auch im Privaten als durchaus nutzbar herausstellte. Und Mitte der 90er Jahre gab es tatsächlich auch schon Chats. Das waren tolle Unterhaltungen die wir damals manchmal bis in die Nacht führten. Da wurde tatsächlich diskutiert, gewitzelt und das ganze auf einem Niveau von dem die Kommentare die heute unter Tagesschaubeiträgen zu finden sind Lichtjahre entfernt scheinen! Es waren noch relativ wenige online und Computer waren noch längst nicht in jedem Haushalt angekommen. Irgendwie waren wir damals ein ganz schön elitärer Haufen und ein bisschen auch Freaks.
Natürlich war – wie in jeder guten Beziehung! – auch in dieser immer der Respekt von großer Bedeutung. Schließlich gehöre ich noch zu einer Generation, die sich über eine Datensammlung im Rahmen einer Volkszählung aufregen konnte und jetzt sollte man alles online offenbaren? Da musste man sich schon ein wenig vorsehen, das war irgendwie … aber egal, darüber haben wir uns hinweggesetzt und es hat der Beziehung nicht nachhaltig geschadet.
Auch Online-Dating war irgendwann in dieser persönlichen Beziehung ein Thema. Frau um die 50 sucht Partnerschaft. Das war aufregend… ich sag es euch. Was man da alles so erleben kann ist wirklich unglaublich. Zum Glück hat mich meine Menschenkenntnis – oder was auch immer – davor bewahrt, ermordet, betrogen oder meiner Rücklagen beraubt zu werden. Aber alle Dinge haben ja 2 Seiten und so hat es auch durchaus Begegnungen gegeben, die überaus spannend und interessant waren oder sogar zu einer Freundschaft geführt haben. Nur dem originären Zweck, einen neuen Partner für mein Leben zu finden, dem bin ich so nicht näher gekommen!
Aber zum Glück war ja immer meine stabile Beziehung an meiner Seite und ermöglichte es mir mich mit anderen Interessen wie Fotografie und Reisen von meinen Misserfolgen abzulenken. So buchte ich mit Hilfe dieser Beziehung kurzentschlossen für Februar 2012 eine Reise nach Schwedisch Lappland. Eis und Schnee würden mir einen klaren Kopf verschaffen. Das hat dann auch funktioniert, zu dem klaren Kopf kam allerdings ziemliches Herzrasen hinzu … Micha war in mein Leben geschneit! Seit 2018 haben wir unsere Verbindung sogar legalisiert!
Aber noch einmal zurück zu meiner persönlichen Beziehung und dem www. Natürlich blieb sie ein Bestandteil meines Lebens. Sie ist einfach nicht mehr wegzudenken und zum Glück hat auch der Micha eine solche Beziehung! Einkaufen, Onlinebanking, Reise- und Hotelbuchungen, Adminstratives erledigen, Rechechieren, Hörbücher und Filme laden, Facebook und irgendwann meine erste eigene Webseite. Das alles erledige ich mit meiner Beziehung. Aber es gibt auch rote Linien in einer Beziehung: meine heißt What’s App. Nee. Das ist mir zu viel. Da werde ich ja nur noch von allen Seiten zugetextet! Wer mich erreichen will, kann das via altmodischer Technik wie Telefon, E-Mail oder SMS tun. Basta. Irgendwo hat schließlich jede Beziehung ihre Grenzen, oder?
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