über die Invasion der Erlebniskultur
Einkaufserlebnis, Erlebnis-Gastronomie – was ist das alles für ein Blödsinn? Dieser Wahn vom Einkaufserlebnis ist doch irre und hat mit Stress freiem Einkaufen so gar nichts zu tun. Ich gehe einkaufen, weil ich etwas brauche. Wenn ich etwas erleben will, mache ich einen Spaziergang am Meer. Oder treffe mich mit Freunden. Oder trimme meinen Terrier. Das ist auch ein echtes Erlebnis!
Die Verknüpfung von Erlebnis und Einkaufen ist eine reine Erfindung von Marketingleuten um den Verkauf in einer Gesellschaft zu steigern, die schon alles hat! Außerdem empfinde ich es als reinen Horror, an einem Samstag in einem großen Supermarkt im Gewerbegebiet oder sonst wo einkaufen zu gehen. Lauter drängelnde hektische und schlecht gelaunte Menschen zu treffen, aus 47 verschiedenen Waschmitteln ein passendes herauszufinden oder vor 15,5 Meter Kühlregal zu stehen und ein Päckchen Hefe zu suchen. Da reißt auch der Coffee-Shop am Eingang nichts mehr raus! Das kann mir niemand als Einkaufserlebnis oder gar stressfreies Einkaufen schön reden! Oder sollte ich gar meinen Samstag Nachmittag damit zu verbringen, auf der Zeil in Frankfurt oder einer ebenso beliebig gestalteten anderen deutschen Einkaufszone mich durch die Menschenmassen zu wühlen? Das sind Erlebnisse, die ich wirklich nicht brauche! Aber ich habe einen Ausweg: Entweder Erlebnis ODER Einkauf. Wie ich das Einkaufen entspannt und stressfrei gestalte das ist hier im Folgenden zu lesen.
Geschäft oder Internet – ist das eine Gretchenfrage?
Früher ist man einfach in das nächste Geschäft um die Ecke marschiert und hat gekauft was man brauchte. Nichts von wegen Einkaufserlebnis! Einkaufen war noch stressfrei und niemand wäre auf die Idee gekommen, die Beschaffung von Dingen als Erlebnis darzustellen. Zum nächsten Möbelhaus waren das dann vielleicht auch mal ein paar Kilometer mehr, aber die meisten Möbel kaufte man eh nur über Jahrzehnte hinweg neu. Ganz innovativ war es in meiner Elterngeneration, wenn man sich einige Dinge über den Quelle- oder Neckermann-Katalog bestellte. Diese Kataloge erschienen 2 x im Jahr und waren gefühlt mehrere kg schwer und mehr als 1000 Seiten dick aus ganz dünnem Papier. Ich fand es als Jugendliche immer sehr spannend, welche (harmlosen!!!) Sexspielzeuge dort im letzten Drittel als Hygieneartikel getarnt gezeigt wurden… Unterscheidungen zwischen konventionell erzeugten Produkten und biologisch erzeugten kannte man in den 80er Jahren eh noch gar nicht. Heute ist die Welt da sehr viel komplexer geworden und manchmal ist es wie mit dem Wald, den man vor lauter Bäumen nicht mehr sehen kann. Mein Weg durch den Wald geht wie folgt:
Mein Weg: zwar kein Einkaufserlebnis aber dafür Stress freies und genüssliches Einkaufen
An erster Stelle für Stress freies Einkaufen steht die Entscheidung, was für ein Produkt ich haben möchte. Wenn ich das für mich weiß, finde ich heraus, ob ich solch ein Produkt lokal oder auch regional persönlich kaufen kann. Wird diese Frage mit ja beantwortet, gibt es vielleicht noch Unterschiede, WO ich dieses Produkt angeboten bekomme, z.B. Biomilch im Hofladen oder im Supermarkt. Warum würde ich den Hofladen dem Supermarkt vorziehen? Die Milch ist u.U. absolut die gleiche. Für mich ist der Hofladen die bessere Alternative weil ich so sicherer sein kann, dass die Erzeuger der Milch einen Preis für ihr Erzeugnis erhalten, mit dem es sich für sie lohnt und das auch dem Landwirt ein faires Einkommen für seine Arbeit sichert. Ein anderes Beispiel wäre, wenn ich Pflanzen oder Samen für den Garten brauche. Die besorge ich möglichst in einer Biogärtnerei, da ich in den großen Gartencentern fast nur Pflanzen als Hybridsorten bekomme oder nicht-einheimische Pflanzen (oder Saatgut, welches von weltweiten Saatgutbetrieben stammt). In der ökologisch arbeitenden Gärtnerei bekomme ich Beratung und kann samenfeste heimische Pflanzen bekommen. Gibt es keine solche ökologische Gärtnerei in der Nähe, würde ich lieber online eine Bestellung tätigen statt im großen Gartencenter ein Produkt zu kaufen, das nicht meinen Anforderungen entspricht.
Oft ist es aber mittlerweile auch der Fall, dass ein Produkt regional gar nicht angeboten wird. Dann bestelle ich dieses online. Aber auch hier achte ich darauf, dass ich das Produkt entweder beim Hersteller direkt bestelle (z.B. bei Manomama), es Second Hand (z.B. Medimops oder backmarket) kaufe oder über eine Anbieterplattform für ökologische Produkte (z.B. Avocadostore oder grundstoff.net) bestelle. Bei Amazon bestelle ich wirklich nur, wenn ich das Produkt sonst gar nicht bekommen würde! In den Empfehlungen hier auf der Webseite habe ich zum Nachschauen diverse Tipps zum guten Einkaufen zusammengestellt.
Außerdem kann ich berichten, dass ich in einem kleinen Hofladen bei uns um die Ecke alles bekomme, was wir zum täglichen Leben brauchen! Völlig entspannt und stressfrei, meist mit einem kleinen Klönschnack verbunden, denn man kennt sich schon und im Sommer zu Nicht-Corona-Zeiten kann man noch entspannt im herrlichen Garten vor der Tür des Hofladens `nen Kaffee trinken. Ich würde das alles nicht als Einkaufserlebnis bezeichnen, aber dafür als völlig entspanntes Einkaufen ohne jegliche Hektik oder Stress.
Ich gestehe allerdings auch freimütig, dass Schnäppchenjagen genauso wenig zu meinen Hobbys gehört wie Marathon laufen oder Paint-Ball schießen. Ich gebe mein Geld für gute und umweltbewußte Produkte gern aus, weil sie es mir einfach WERT SIND! Dafür verzichte ich ganz freiwillig auf andere Dinge (z.B. das neueste Handy-Modell, neue Möbel oder 3 Urlaubsreisen pro Jahr). So sieht mein Weg zum entspannten und völlig stressfreien Einkauf aus! Und ich habe noch Muße, all die anderen schönen Dinge zu erleben, die das Leben zu bieten hat. Punktum.
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