über Notwendigkeit, Bequemlichkeit und Luxus
Viele die mich ein bisschen kennen wissen bereits, dass ich sehr darauf achte, wie die Dinge die ich benutze erzeugt wurden. Das versuche ich auch bei der Kleidung umzusetzen, wobei es da schwieriger ist als bei Nahrungsmitteln, da oft das Produkt recht komplex in seiner Erzeugung und Herstellung ist.
Ich möchte auch bei meiner Kleidung so weit wie möglich auf nachhaltig erzeugtes zurückgreifen und finde es sinnvoll, z.B. die Wolle von Haustieren zu verarbeiten, statt die einfach unterzugraben oder gar nicht zu nutzen. Natürlich muss ich dabei auch darauf achten, dass die Tiere gut gehalten werden und kein Mulesing betrieben wird.
Diesen Winter wollen wir versuchen, besonders sparsam zu heizen und haben uns vorgenommen, die Gasheizung so weit es irgendwie geht, nur zu nutzen, um warmes Wasser zu haben. Somit bleibt unser Büro im Souterrain erst einmal ungeheizt. Da ich aber oft die Tage im Homeoffice arbeite ziehe ich mich einfach bewusster warm an, dann friere ich bei einer Temperatur von ca 18° C nicht. Wer es jemals ausprobiert hat, weiß, dass Wolle einfach unübertroffen warm hält. Deswegen habe ich mir vor 2 oder 3 Jahren auch einen Pullover und eine Wolljacke aus YAK-Wolle bei Grüne Erde gekauft. Yak-Wolle ist besonders fein und weich, hält aber unglaublich gut warm.
Leider habe ich vor einigen Tagen mit Schrecken festgestellt, dass die Jacke durch das häufige Tragen bei der Schreibtischarbeit an den Ärmeln am Ellenbogen durchgescheuert war! Was für ein Schreck! Aber dieses geliebte Stück zu entsorgen – keine Lösung!
Ergo: reparieren. Erst habe ich an die guten alten Leder-Flicken gedacht. Die fand ich aber irgendwie zu derb und steif für die weiche feine Wolle. Meine Überlegung war, dass Wolle am besten auch mit Wolle harmonieren würde, aber eben nicht gestrickt, sondern gewebt, da so strapazierfähiger. So fielen mir die Reststücken des Harris-Tweeds ein, die ich noch in meiner „Bastelkiste“ liegen hatte.
Davon habe ich den farblich meiner Meinung nach am besten zu der Wolljacke passenden Farbton herausgesucht und aus einem Stück 2 Patches geschnitten. Diese mit der Nähmaschine umkettelt und mit der Hand auf die Ärmel der Wolljacke genäht. Ich bin sicher, dass ich das gute Stück so noch einige Jahre im Homeoffice „auftragen“ kann und es mich so wunderbar warmhält.
Und was spricht eigentlich dagegen, im Winter eine Wollstrumpfhose oder auch eine Hose aus Wollstoff zu tragen? Loden, Tweed, Woll-Filz, Strick…. Alles Stoffe die herrlich warmhalten und ökologisch erzeugt werden können. Im „Zwiebelprinzip“ getragen braucht es da lange keine Heizung!
Für uns sind nämlich nicht nur die stark gestiegenen Gaspreise der Grund Gas zu sparen, sondern es ist auch eine kleine Geste der Solidarität mit all den Menschen, die z.B. in der Ukraine aber auch anderswo gar nicht heizen KÖNNEN. Und warum muss ich drinnen immer im T-Shirt herumlaufen? Ich finde, im Winter kann ich mich auch drinnen wärmer anziehen als im Sommer und muss keine Temperatur von 21° und mehr haben, nur weil es ja so einfach ist die Heizung aufzudrehen.
Wenn ich meinen Arbeitstag im Büro beendet habe, freue ich mich dann auf den Abend, wo der Kaminofen im Wohnzimmer das ganze Erdgeschoß auf etwa 20° erwärmt. Für mich ist ein Winter mit Wolljacke und Wollsocken, Kuscheldecken nicht aus Polyesterfleece sondern aus reiner Wolle (die ich auch nicht andauernd waschen muss), mit Kerzenlicht, Kaminofen und heißem Tee oder Punsch auch kein Verzicht, sondern Ausdruck davon, dass es einfach Winter ist und man sich wärmer anzieht, auch drinnen.
Während meiner Studienzeit habe ich jahrelang in einer kleinen Wohnung gewohnt, die ausschließlich mit einem Kachelofen und Briketts beheizt wurde. Da war es ganz normal, dass es auch mal kalt war. Wir sollten alle wieder mehr darüber nachdenken, was der Unterschied ist zwischen dem, was wir WIRKLICH brauchen, was einfach nur unserer Bequemlichkeit geschuldet ist und was dekadenter verschwenderischer Luxus ist. Ich finde, dass WENIGER oft glücklicher macht, wenn man anfängt, nicht mehr achtlos und verschwenderisch zu sein.
Comment
Schön mollig warme Wollkleidung ist schon was Tolles. Allerdings wenn man beim Heizen sparen will, wirds trotzdem mal kalt an den Füßen. Beheizbare Einlegesohlen haben sich da bewährt. Klingt übertrieben, aber wenn es einem gut geht, wieso nicht.