Was macht Street Art und Graffiti als moderne Kunst im öffentlichen Raum so attraktiv? Warum habe ich einen solchen Faible für diese Kunstrichtung entwickeln können? Für mich ist sie der Ausdruck von Kreativität, die den Mut aufbringt, sich in vielen Fällen in ihrer Ausführung sogar über die Grenzen des Legalen hinweg zu setzten. Das gibt dieser modernen Kunstrichtung in meinen Augen so viel Power. Es ist für viele dieser oft jungen Menschen ein Ventil sich mit der Gesellschaft und deren aktuellen Problemen auf künstlerische Weise auseinander zu setzten. Und zwar für alle sichtbar. Street Art und Graffiti finden nicht in geschützten Räumen wie Museen und Galerien statt sondern für alle sichtbar im öffentlichen Raum. Sie sind somit nicht einer privilegierten Gesellschaftsschicht vorbehalten. Oft werden hässliche graue Betonmauern oder Gebäude kunstvoll verschönert und dadurch überhaupt erst eines Blickes wert.
Klar, wenn es sich nur um ein zusammenhangloses Besprühen von Wänden handelt ist das für Hausbesitzer ein sehr ärgerlicher Umstand. Aber Graffiti als Subkultur ist eben nicht immer angepasst. Sie ist oft Ausdruck von gesellschaftlicher Benachteiligung oder Unfairness und versucht sich dagegen zu wehren. Auch ist die Architektur unserer modernen Städte leider oft sehr einfallslos und trist. Diese Architektur verleitet geradzu dazu sich den öffentlichen Raum zu eigen zu machen und mit Farbe und Ideen zu verändern um sich so mittels Street Art oder Graffiti als Künstler mitzuteilen.
Gerade das manchmal Unperfekte, das nicht Fertige oder schon wieder im Zerfall befindliche macht dabei einen besonderen Reiz aus. Ich habe 2011 in der Völklinger Hütte eine „Urban Art“ Ausstellung angeschaut. Ja, es war schon beeindruckend, in dieser martialischen und düsteren Umgebung die farbenfrohen Sprühkunstwerke zu sehen. Aber die Graffitis waren installiert, perfekt ausgeleuchtet und nicht natürlich dort entstanden. Das machte einen großen Unterschied in ihrer Wirkung aus. Will man die Street Art Künstler würdigen so kann man das am besten, indem man ihre Werke einfach dort lässt, wo sie angebracht wurden. In Hamburg hat z.B. die Kunsthalle ein Stencil Piece Bild des Künstlers NEAL welches er an der Außenmauer der Kunsthalle angebracht hat mit einem Exponat-Schild des Museum versehen. Das zeigt doch Humor und würdigt gleichzeitig das Street Art Kunstwerk im öffentlichen Raum.
Ich für meinen Teil freue mich überall auf der Welt mannigfaltige solcher kleinen und großen modernen Kunstwerke zu entdecken und würdige Sie auf meine Art durch entsprechende Fotos. So z. B. Als ich in Lissabon eine ganze Mauer von mehreren hundert Metern rund um ein Areal fand, die komplett mit verschiedensten großen Graffiti Bildern besprüht war. Da wurden richtige Geschichten erzählt. Von dieser Mauer stammt auch z.B. das Bild mit Angela Merkel welches in der Galerie „gesprühte Kunst“ hier auf der Webseite zu sehen ist. So gibt es viel zu entdecken von dieser modernen Kunst für alle sichtbar im öffentlichen Raum und man sollte mit offenen Augen durch die Welt gehen, die Wunderwerke sind einfach überall, ob in Chile, Hamburg oder Venedig zu entdecken. Wer sich näher mit Street Art und Graffiti als moderne Kunst im öffentlichen Raum beschäftigen möchte und systematisch die bekanntesten Künstler wie den schon legendären Banksy oder Spector Aryz und ihre Motive kennenlernen will dem empfehle ich das Buch Street Art: Legendäre Künstler und ihre Visionen von Allessandra Mattanza
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