Wir haben vieles vermasselt. Wir, das ist die Generation Baby-Boomer (1954-1969) die nur selten einen selbstkritischen Blick auf sich selber wirft. Vermasselt haben wir zum Beispiel, dass unsere Generation den bereits 1972 erschienenen Bericht zum Weltklima von Dennis und Donella Meadows nicht ernst genug genommen haben und mehr für das Klima der Erde getan haben. Unsere Generation hat sich hauptsächlich damit befasst, dass es uns allen immer besser ging: lange und gute Ausbildungen, möglichst viel Geld verdienen, erfolgreiche Jobs und Karriere machen, die Welt kennenlernen, Kinder bekommen – nein, lieber nicht, denen können wir diese Welt doch gar nicht mehr zumuten. Aber mehr Konsum, größere Autos und um die Welt jetten, das war Teil unserer Freiheiten die wir uns oft genommen haben ohne über deren Konsequenzen nachzudenken.
Und so wurden wir sehr erfolgreich als Generation. Ja, wir arbeiteten hart und diszipliniert an unserem Erfolg. Oft bis hin zum BurnOut. Wurde der nicht sogar von uns erst erfunden? Aber dafür belohnten wir uns dann selber mit Konsum und Reisen. Wir optimierten uns ständig selbst weiter, ohne uns auch mal einen selbstkritischen Blick auf uns selber zu richten. So wurden aus vielen von uns Hedonisten, die mehr oder minder um sich selbst kreisen. Und heute sitzen zu etwa 30 % genau diese Generation Baby-Boomer an den Schaltstellen in ganz Europa: in den Vorstandsetagen, im Bundestag und Parlamenten, in Verwaltungen und Unternehmen.
Im Bundestag dürfen wir gerade live erleben, wie sich einige der CDU Abgeordneten selbst an einer Notlage der Nation zu bereichern verstehen und das auch schon den Jüngeren beigebracht haben. Selbstkritik? Fehlanzeige! Oder wie ein ehemaliger Bundeskanzler der SPD sich ungeniert von einem einem russisches Energieunternehmen anheuern lässt und Lobbyarbeit betreibt. Hat dieser Mann jemals einen auch nur ansatzweise selbstkritischen Blick in einen Spiegel riskiert? Ich finde die moralische Duldung solcher Handlungen ist einfach zu groß geworden. Wenn es in der Öffentlichkeit als „schick“ gilt, möglichst viel Geld am Finanzamt vorbei zu schleusen oder Bestechungsgelder in der Wirtschaft anzunehmen, dann ist hier gewaltig etwas falsch gelaufen. Dann sollten besonders die Baby-Boomer Generation ab und an einen selbstkritischen Blick auf sich selber wagen, denn dann würden sie erkennen, dass es so nicht weiter gehen sollte. Unser Staat ist immer noch ein Gemeinwesen, in dem alle Rechte, aber auch PFLICHTEN haben. Leider kommt es mir so vor, als wenn alle ihre Rechte komplett ausschöpfen, aber von Pflichten eher nichts mehr wissen wollen.
Ich denke, ein ganz wichtiger Punkt ist, dass wir endlich von unserem Glauben abrücken, nur Wachstum sichere eine gute Zukunft. Ich bin großer Anhänger der Thesen einer Postwachstumsökonomie wie sie Nico Paech formuliert. http://www.postwachstumsoekonomie.de/ . Mit einem Umdenken weg vom reinen Konsumieren zu mehr produktiven Tätigkeiten und mehr sozialem Umgang und Miteinander würde eine Gesellschaft insgesamt erfolgreicher sein. Die Frage ist nur, ob die weltweit agierenden Konzerne und deren Lenker rechtzeitig soweit eingebremst werden können und nicht Vermehrung von Aktienkapital einziges Ziel bleibt! Auch als Maß für den Erfolg einer Volkswirtschaft gibt es bessere Alternativen als das Bruttoinlandsprodukt (BIP), z. B. den nationalen Wohlfahrtsindex oder einen Nachhaltigkeitsindex der alle Kosten von Naturverbrauch mit einrechnet!
Die Welt dreht sich weiter, der Klimawandel ist mittlerweile so weit fortgeschritten, dass er zur Klimakrise wurde. Entweder wir schaffen in den nächsten 10 Jahren eine rigorose Umkehr, oder wir werden unter Beweis stellen, dass der Mensch den Titel „Krone der Schöpfung“ bei weitem nicht verdient hat. Es steht leider zu befürchten, dass die Menschheit nicht mehr umkehren wird, was sie selbst verursacht hat.
Aber wir haben als Baby-Boomer Generation jetzt noch mit einem ganz anderen Problem zu kämpfen: Wir sind viele, aber unsere Nachkommen sind wenige! Das ist die berühmte Alterspyramide die aussieht wie ein umgedrehter Weihnachtsbaum! Wer soll denn nun unsere Renten bezahlen? Cefix! Da müssen wir ja noch mal nachdenken… vielleicht lassen wir einfach die vielen Klimaflüchtlinge hierher kommen? Dann können die doch für unsere Renten arbeiten? Aber Ironie beiseite – wir steuern gerade auf ernste Probleme zu. Mal ganz ehrlich: Wer glaubt noch an den Ausspruch von Norbert Blüm „die Renten sind sicher!“ ? Wie soll das denn funktionieren, wenn ab 2024 die größte Zahl an Rentnern die wir jemals hatten einer immer geringer werdenden Zahl an Einzahlern im System gegenüber stehen? Und jetzt werden auch noch viele Jobs und Arbeitsplätze durch die Corona-Pandemie gefährdet! Ich glaube, wir „Bald-Rentner“ tun gut daran, uns rechtzeitig nach Jobs umzuschauen, die wir auch weiterhin ausüben können. Oder uns eine Gärtchen zulegen, um wenigstens weiter unser Biogemüse essen zu können.
Ich persönlich finde ja, dass unsere Generation endlich den jüngeren Menschen an den Schaltstellen Platz machen sollte. Warum wird soviel über Frauenquoten diskutiert, aber nie über Altersquoten? Wir könnten doch z.B. dafür sorgen, dass im Deutschen Bundestag – ich sag mal – mindestens 40% der Abgeordneten nicht älter als 40 Jahre sein dürfen! Dann hätten wir eine gesunde Mischung. Sowohl die Interessen der älteren als auch die der jungen Generation fänden Gehör!
Es ist nie zu spät, sich zu verändern und umzudenken, klüger zu werden und auch danach zu handeln! Wenn wir schon wissen, dass wir in unserem Leben vieles leider nicht rechtzeitig angegangen sind, dann kann das doch Ansporn sein, es im Alter um so entschiedener zu tun!
- Wenn wir den Stab an die nächsten Generation übergeben, könnten wir GEMEINSAM gegen die Klimakrise, für eine Agrarwende und den Artenschutz sowie für mehr soziale Gerechtigkeit kämpfen. Seite an Seite. Mit der Erfahrung und dem Wissen der Alten und dem Elan und der Kraft der Jungen.
Ab sofort! Ich trage auch meinen Teil dazu bei – durch meine Lebensweise und vielleicht ja auch durch diese kleine Webseite!
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