Ich würde nicht sagen, dass mein Leben trotz etlicher Umzüge, unstet war. Es war damals in den 80ger Jahren nicht ungewöhnlich, nach der Schule zum Studieren von zuhause fortzugehen und während der beruflichen Laufbahn und aus persönlichen Gründen – die sich nicht immer als allzu nachhaltig erweisen – den Wohnort zu wechseln. So führte mich mein Weg von Hamburg zum Studium nach Kiel, danach wieder ins Umland meiner Geburtsstadt Hamburg und weiter zu einem 3 jährigen Abstecher nach Quedlinburg in den Ostharz. Von dort ging es ins Rhein-Main Gebiet nach Wiesbaden. Hier fühlte ich mich als echte Norddeutsche nie wirklich wohl: das Meer war zu weit weg und die Menschen zu hektisch und unfreundlich.
Deswegen kehrte ich vor gut 5 Jahren endlich wieder zurück in die Heimat nach Norden, in die nördliche Lüneburger Heide. Nach einem kleinen Umweg landete ich nach einer Trennung im Jahr 2023 in Hanstedt am Nordrand der Lüneburger Heide.
Ich zog mit meiner Terrier Hündin Greta in eine neu gebaute Wohnung eines Mehrfamilienhauses. Bereits nach den ersten Hundespaziergängen fühlte ich mich richtig wohl: Die Umgebung ist eine zauberhaft schöne Landschaft mit Wald und Heide und lädt mit vielen Wegen auch entlang der Schmalen Aue die durch Hanstedt fließt zu Spaziergängen ein. Der Ort Hanstedt mit seinen 5000 Einwohnern ist einfach idyllisch und bietet nicht nur schöne Fachwerkhäuser und einen echten Ortskern mit Kirche und kleinem Markplatz, sondern auch u.a. ein kleines Kaufhaus (!!!), eine Schlachterei, einen tollen Buchladen, Café, Bäckerei, Landhotel, 2 Restaurants und die super-leckere Eismanufaktur Olsen! Auf dem Marktplatz findet freitags nachmittags ein kleiner Wochenmarkt statt und am Dorfrand gibt es einen Hofladen und neuerdings sagar eine kleine SoLaWi, so dass ich die 4 Supermärkte und Discounter ignorieren kann.
Natürlich gibt es auch einen Schützen- und einen Sportverein sowie das „Waldbad“, ein schönes Sommer-Freibad. Der alte Geidenhof in der Ortsmitte dient u.a. für Veranstaltungen wie kleine Konzerte und Lesungen und bietet in der Remiese. einen Jugendtreff an. Die KulturBäckerei, aus einer Initiative von Dorfbewohner*innen entstanden, hat sich seit der Entstehung 2015 als internationales Sprachcafé zu einem Ort der Begegnung entwickelt. Sogar ein Repaircafé findet hier regelmäßig statt.
Aber zum „Ankommen“ und Wohlfühlen gehört mehr: Menschen mit denen man in Kontakt kommt. Auch in dieser Beziehung ist Hanstedt besonders: Hier gibt es eine überaus rührige Bürgerstiftung von Einwohnern, die sich für das Wohl des Ortes und seiner Bürger*innen wirklich einsetzen. Sie haben in Eigenregie eine Bücherei, die „Bökerstuuv“ ins Leben gerufen und die Organisation und Durchführung des alljährlichen Weihnachtsmarktes übernommen, als die Gemeinde diesen sterben lassen wollte. Sie führen viele weitere Aktionen wie z.B. „Hanstedt blüht auf“ durch, wo freiwillige Helfer jedes Jahr den Ortskern mit ca 10.000 Blumenzwiebeln bepflanzen, damit es im Frühjahr eine bunte Blütenpracht gibt.
Neubürger und Zugezogene wie ich müssen nur die vielfältigen Angebote sehen und wahrnehmen, z.B. über Hanstedt-online, eine von Ines Westfalen engagiert geschriebene Online-Zeitung über die man alles mitbekommen kann, was im Ort und der Umgebung passiert. Die Bürgerstiftung freut sich natürlich, wenn neue Menschen hinzukommen und sich für die Dorfgemeinschaft engagieren. So wurde ich schon bei meinem Einsatz als Wahlhelfer sehr nett angesprochen und bekomme jetzt immer persönliche Nachrichten, was gerade anliegt: Oldi-Party, Oktoberfest, Herbstmarkt oder Blumenpflanzaktion. Für Alleinstehende wie mich, die sich gern engagieren wollen und sinnvolles tun möchten ist es so recht einfach, Zugang zur Dorfgemeinschaft zu bekommen und neue Menschen kennen zulernen. Klar, ich darf nicht erwarten, dass mir alles immer hinterhergetragen wird, ich muss auch selbst mein Interesse und Engagement zeigen. Aber es funktioniert und macht wirklich Freude. Ich bin einfach angekommen und will hierbleiben.
Früher waren mir meine über Deutschland verstreuten Freunde und meine Arbeit genug. Dort wo ich wohnte, hatte ich meist wenig Kontakte und für lokales Engagement war irgendwie auch nie Zeit übrig. Aber jetzt im Alter und kurz vor der Rente denke ich anders und freue mich auf ein Leben, in dem mein nahes Umfeld, in dem ich jetzt angekommen bin einen großen und wichtigen Platz einnehmen wird. Danke liebe engagierte Hanstedter*innen für herzliche Aufnahme.
2 Comments
Das klingt alles richtig gut. Freue mich mit Dir, dass Du es dort so gut getroffen hast.
Liebe Ines, ja, darüber freue ich mich auch sehr. Danke für Deinen Kommentar! Liebe Grüße Birgit