oder Meister der Freundschaftspflege!
Heute geht es um Freundschaft und um Freunde. Und wie wichtig die Pflege der Freundschaft ist. Ich weiß nicht wie es Euch geht, aber ich habe den Eindruck, dass wir zur Zeit erleben, wie sehr uns die sozialen physisch-realen Kontakte mit unseren Freunden gefehlt haben in den letzten 2 durch die Pandemie geprägten Jahren. Klar, all die Facebook- und Instagram-Kontakte sind immer da, aber das ersetzt eben keinesfalls das reale Treffen mit den Freunden und ist eine ganz andere Qualität.
Wie ist Freundschaft überhaupt definiert? Ein kleiner Exkurs: Eine einheitliche allgemeingültige Definition gibt es nicht. Bemüht man Wikipedia zu dem Thema, erhält man eine Fülle von Beschreibungen, auch über die Zeitgeschichte hinweg. Immer wieder ist von Begriffen wie ähnliche Gesinnung, gemeinsame Entwicklung, Gemeinschaft des Geistes oder auch friends must be equals by another die Rede. Und natürlich die Freiwilligkeit. Niemand kann zu Freundschaft gezwungen werden – dann wäre es keine! Der alte Aristoteles hat es einmal so definiert: Freundschaft hat Werte und Lust zum Ziel und beruht auf Wesensgleichheit.
Was macht Freundschaft aus?
Aber zurück zu meinem persönlichen Erlebnissen welche mich zu diesem Blogbeitrag veranlassten: Bei mir hat die Einladung meines guten Freundes „Siggi“ zum Nachholen seines 60. Geburtstages große Freude ausgelöst, zumal er zu einer echten Tanzparty unter dem Motto „let the music play“ nach Schwerin ins schöne Seglerheim einlud. Siegbert ist nicht nur ein Freund seit Studientagen (das sind immerhin 40 Jahre!). Er ist auch ein absoluter Meister darin, Freundschaften über Jahrzehnte so zu pflegen und zu hegen, dass diese solch eine lange Zeit tatsächlich überdauern. Aber was ist das Geheimnis hinter dieser Fähigkeit? Ich glaube, es ist schlicht die Tatsache, dass er diese Menschen mag, ihnen Interesse und Zeit widmet und das in Konstanz über sein gesamtes Leben. Das bedeuted keinesfalls, dass man sich regelmäßig sieht oder schreibt. Es bedeutet, dass man nie das Gefühl verliert, sich einander wichtig zu sein! Das man in gewisser Weise immer Anteil nehmen kann am Leben des anderen. Ob das Telefonate, geinsame Unternehmungen, oder auch die für uns Oldies relativ spät hinzugekommenen sozialen Medien sind – es spielt alles zusammen. Wichtig ist, dass das Gefühl am Leben des anderen ehrlich interessiert zu sein, bestehen bleibt.
Ein weiterer Aspekt den Siegbert bei seiner Meisterschaft der Freundschaftspflege von Anfang an berücksichtigt hat, war die Tatsache dass er in der Familiengründungsphase von Freunden die Kinder mit einbezogen hat. Durch echte Patenschaftsübernahme oder einfach auch durch die Einbeziehung der Kinder in die Freundschaftspflege. Ich erinnere mich aber auch noch, dass wir in Studientagen umgekehrt oft noch ältere Menschen, wie Siegberts oder meine Mutter oder die gute Seele Frau Müller mit dabei hatten, wenn wir z. B. uns zum alljährlichen Konzert im Rahmen des S-H Musikfestivals auf der HDW-Werft in Kiel mit Picnickörben und Sekt trafen! Für mich waren Menschen wie Siegbert von Anfang an so etwas wie meine „Wahlverwandschaft“.
Am Leben des anderen teilhaben
Aber zurück zum Fest in Schwerin. Es war eine große Freude auf diesem Fest endlich wieder einen Menschen begrüßen zu können, den ich ich seit seiner Geburt kenne: Julia, die für mich immer „Jule“ sein wird. Mittlerweile aus ist „Jule“ eine äußerst hübsche junge Dame mit Doktortitel geworden, die ich seit etwa 20 Jahren nicht mehr getroffen hatte. Nur über Freund Siegbert von ihrem Werdegang berichtet bekam und so zumindest eine geistige Verbindung weiter „gefühlt“ da war. Vor etwa einem halben Jahr haben wir zum ersten Mal miteinader wieder telefoniert. Und jetzt standen wir uns gegegenüber und haben uns zur Begrüßung so herzlich umarmt, dass wir beide das Gefühl hatten, wir haben immer in Verbindung gestanden. Es fühlte sich einfach großartig an.
Das Fest fand im wundervollen Ambiente des Schweriner Seglerheims direkt am See bei herrlichem Wetter statt. Ca 60 Menschen zwischen 20 und 75 Jahren, die von Flensburg bis Frankfurt aus allen Richtungen und sogar aus Schweden angereist waren. Viele kannten sich untereinander aber hatten sich Jahrzehnte nicht getroffen. Andere waren neu hinzugekommen weil sie die neuen PartnerInnen waren. Aber über allem war die offene Herzlichkeit und Freude zu spüren, sich hier mit Siegbert zu diesem Fest zu treffen.
Es gab nach dem Aperetif ein sehr gut gemachtes Essen. Lokale Spezialitäten wunderbar frisch zubereitet. Danach gab es als Geschenk von Alborz eine tolle Vorführung mit der extrem guten Bauchtänzerin Aaliyah Zhoura (auch früher hatten wir aus den den Freundesreihen öfter Bauchtanzvorführungen bekommen, gell Renate… ). Der Hit war außerdem eine Fotobox und jede Menge Spaßartikel zum Verdecken von grau oder lichtgewordenem Haarschopf oder den nötig gewordenen Sehhilfen! Alles ein großer Spaß der eifrig genutz wurde. Und natrülich wurde getanzt, Disko aus den 80gern, Rock’n Roll aber auch Stücke wie „Sweet home Alabama“ haben uns alle kräftig herumzappeln und Knie- oder Hüftprobleme vergessen lassen. Natürlich wurden auch ganz viele Erinnerungen wieder aufgefrischt! Teilweise waren diese 30 oder 40 jahre her. Aber wie sagt Micha als Informatiker so treffend: Erinnerungen kommen ohne den Faktor Zeit aus! Das trifft es perfekt. So war „Rieke“ für mich schon immer die Künstlerin, deren erste Bilder ich schon während des Studiums bewundert habe. Heute sehen viele Menschen ihre organisch geprägten tollen Kunstwerke und Skulpturen.
Oder das Gespräch mit Ina, die nach Schweden ausgewandert ist und die ich jetzt nach 12 Jahren wieder gesehen habe als wäre es gestern gewesen! Und viele andere liebe Menschen, die ich hier wiedergetroffen habe, weil Siegbert sozusagen die Verbindung zwischen uns allen hergestellt und gehalten hatte. Hach war das schön Euch alle wiederzusehen und quatschen zu können!
Erinnerungen kommen ohne den Faktor Zeit aus
Ja, es war auch eine Reise in die Vergangenheit, fühlte sich vertraut an trotz langer Zeit. Und es war auch ein klarer Blick darauf, welchen Wert Freundschaft in meinem Leben einnimmt und wie glücklich sie mich macht! Danke dafür an Euch alle! Und ein ganz großes DANKE an Siegbert, den Meister der Freundschaftspflege.
Nachtrag: Vielleicht tragen ja auch kleine Blogs wie dieser Puzzlesteine dazu bei, dass die Verbindung zwischen Menschen erhalten bleibt und der Kontakt nicht ganz abreisst? Eine gewisse Anteilnahme an den Gedanken und dem Tun des anderen ermöglicht wird? Auch wenn solche Beiträge natürlich nur einseitig sind und die Rückmeldungen der Empfänger/Leser meistens ausbleiben. Ich denke dann immer: Geben ist seeliger als nehmen und ich habe einen kleinen Beitrag geleistet, meine Gedanken mit anderen zu teilen oder Erlebnisse nachlesbar zu machen.
2 Comments
Mir gefällt die Bildauswahl so gut, sehr schöner Beitrag;)
Vielen Dank liebe Ariana für das schöne Kompliment als Rückmeldung! Freue mich tatsächlich immer wieder darüber, wenn jemand einen kleinen Kommentar hinterläßt!