Offen für neue Entdeckungen

Portugals wenig bekannte Wein-Schätze  

Nachdem ich wahrscheinlich mit meinem letzten Blogbeitrag über das Alt-Sein doch einige Leser verschreckt habe, möchte ich mit diesem Beitrag dazu einen Kontrapunkt setzten. Denn Altern verhindert keineswegs, neugierig und offen für neue Entdeckungen und Erkenntnisse zu bleiben! Deswegen möchte ich heute über meine Neuentdeckung des Weinlandes Portugal berichten.

Was mir bisher an Weinen aus Portugal bekannt war, sind alte Erinnerungen an Studientage in denen wir öfters einen „Mateus“ rosé – in der bekannten Boxbeutelflasche auf unseren Feten (so hießen unsere Events damals noch) getrunken haben. Oder ein Vinho Verde, der leicht prickelnde Weißwein der irgendwann Mode wurde und den ich immer eher als „sauer“ empfunden hatte.  Mehr fiel mir bisher zu portugisischen Weinen kaum ein und in Deutschland sind mir diese bisher auch nicht wirklich aufgefallen. Außer Portweinen natürlich, die wohl jeder irgendwie mit Portugal assoziiert.

Umso größer war meine Begeisterung als ich dieses Jahr meine Freunde in Portugal besucht habe und wir auf unserer Tour durch das Alentejo und an der Algarve 3 ganz unterschiedliche Weingüter besucht haben, auf denen ich die Vielfalt und hervorragende Qualität nur einiger von den portugiesischen Weinperlen genießen konnte. Meine Begeisterung für diese authentischen und eigenständigen Weine in Weiß, Rose und Rot war spontan, aber auch nachhaltig. Hatten sie doch nichts mit Trends oder kurzlebigen Hypes zu tun, sondern sprachen alle für die Leidenschaft und das Wissen, welches die Winzer in ihre Produkte einfließen lassen.

Portugal hat eine Vielfalt eigener alter Rebsorten

Auch die über 300 (!) Rebsorten in Portugal sind keineswegs allgemein bekannte Massenware, sondern meist „autochtone“ alte Rebsorten, die ganz eigenständige und typische Weine hervorbringen. Als einige der wichtigsten seien hier die folgenden genannt:

Die Alvarinho – Traube ist die Rebsorte im Vinho Verde – Gebiet (zwischen Douro und Minho im Norden Portugals), die besten Weißwein liefert.

Die Loureiro – Traube ist vor allem im Norden Portugals zu finden und ebenfalls Bestandteil des Vinho Verde.

Nördlich von Lissabon ist die helle Arinto – Traube stark verbreitet. Schon Shakespeare soll ihre pikante und feine Säure, die entfernt an Riesling erinnert, gelobt haben.

Eine kleine und dickschalige Traube ist die Baga. Angebaut wird sie im Besonderen zwischen Aveiro und Coimbra. Das nach Cassis duftende Aroma ist Grundlage für elegante Rotweine.

Die Tempranillo – Traube ist die Hauptsorte im spanischen Rioja – Gebiet. In Portugal ist sie weit verbreitet, z.B. im Alentejo, unter dem Namen Tinta Roríz oder Aragonez.

Bereits im 13. Jahrhunder wurde die ertragsarme und kleinbeerige Touriga Nacional – Traube erwähnt. Sie ergibt tiefrote Weine mit komplexer Struktur. Im Vintage-Port ist sie essentiell.

Die rote Trincadeira – Traube, die im Douro-Gebiet Tinta Amarela genannt wird, ist die Hauptsorte im Alentejo und Ribatejo.

Mehr zu den Rebsorten und Weinen Portugals gibt es an vielen Stellen nachzulesen. Einen ganz guten Einstiegt bietet z.B. der Artikel von Gaby Beer „Portugals heimische Rebsorten – Einzigartige Schätze mit vielfältigem Genusspotential“

Portugals Leichtigkeit spürt man auf den Weingütern

Natürlich möchte ich nicht versäumen, hier auch in aller Kürze die 3 besuchten Weingüter aufzuführen, die ich besuchen durfte:

Weingut Herdade de Sobroso war meine erste Station im Alentejo. Dieses Weingut ist auch als Boutique-Hotel zu buchen und da es recht einsam gelegen ist, bietet sich hier ein Übernachtungsaufenthalt unbedingt an. Auf dem großen Weingut werden verschiedenste Weine erzeugt, aber auch Olivenöl und Honig. Die Hotelanlage ist einfach zauberhaft schön mit riesigen alten Bäumen, Teichen und Gärten. Das Essen zusammen mit dem Sobroso Weinen ist ein echter Genuss für ALLE Sinne!

Howard’s Folly liegt im Norden der Region Alentejo im Dorf Estremos. Das ganze Weingut ist eine Mischung auf wunderbarer Kunstgalerie und Weinkellerei. Ich war total geflasht. als wir netterweise. von einem Mitarbeiter durch das Gebäude geführt wurden und auch Wein verkosten konnten. Mich haben allergdings die wunderbaren Kunstwerke – selbst zwischen den Weintanks war ein Graffiti an die Wand gesprüht – so fasziniert, dass ich mich nicht recht auf den Wein konzentrieren konnte. Als. Sponsor. der Sovereign Art Foundation unterstützt das Weingut junge Künstler. Teilweise findet sich so deren Handschrift auch auf den Etiketten der Weine wieder. Eine faszinierende Symbiose, die im Weingut überall hautnah zu betrachten ist.

Auch meine 3. Station war wieder sehr speziell und unglaublich sehenswert: das noch sehr junge  2016 gegründete Weingut ARVAD, in der Nähe von Silves am Fluss Arada traumhaft schön gelegen. Das Gebäude in dem die Weinproben mit entsprechenden dazu passenden Speisen stattfindet ist sehr liebevoll und schön gestaltet und die Erklärungen zu den Weinen äußerst informativ und freundlich von einer entspannten Gelassenheit. Die Besonderheit hier ist vor allem, dass man die alte Tradition Wein in Tongefäßen reifen zu lassen wieder reaktiviert hat. Die so entstehende Weine wie z.B. der rote Negra Mole sind einzigartige Rotweine, die auch gekühlt sehr gut schmecken.

Überhaupt ist man in Portugal wesentlich flexibler damit Rotweine, aber auch Weißen oder Rosé anders zu Speisen zu kombinieren, als es hier in Deutschland der Fall ist. Diese Ungezwungenheit im Umgang mit Weinen habe ich als erfrischend empfunden. Und auch wenn ich nur einen kleinen südlichen Teil des Landes gesehen habe, so hat mich die Vielfältigkeit der Landschaft abseits touristischer Pfade sehr begeistert. Die Menschen sind sehr freundlich und wirken gelassen, so gehen sie auch mit ihren köstlichen Weinen um, die nicht nur im europäischen Vergleich mithalten können, sondern für mich sogar ganz neue Geschmacksrichtungen eröffnet haben. Ich bin absoluter Fan geworden, ganz besonders die Vielfalt von Rosé Weinen hat es mir angetan.